03. Juli 2023
Putzmeister
Putzmeister eFahrmischer — Auf leisen Sohlen über Stadt, Land, Autobahn
Putzmeister startet Deutschland-Tour mit iONTRON eFahrmischer
Nahezu geräuschlos bewegt sich der weiß lackierte Putzmeister Fahrmischer in die Darmstädter Innenstadt. Links und rechts der Hauptstraße stehen hohe Wohnhäuser, Hotels und Gewerbegebäude. Zehntausende Autos pro Tag, dazu Baustellen-Lärm und öffentliche Verkehrsmittel: Eine hoch belastende Akustik für Anwohnerinnen und Anwohner. Wenn dann noch ein 32 Tonnen schwerer Diesel-Fahrmischer durch die Innenstadt navigiert, ist das zusätzlich belastend. Doch diesmal ist alles anders: Der Putzmeister iONTRON fährt kultiviert und zurückhaltend. LKW-Fahrer Valentin Kiefel transportiert seit 15 Jahren Beton, doch diese Erfahrung ist auch für ihn neu: „Das Auto ist so leise, einfach unglaublich. Ich höre die Reifen auf der Landstraße. Selbst die Nachbarautos an der Ampel sind lauter als ich. Schau mal, ich habe das Radio ganz leise eingestellt, trotzdem höre ich die Musik.“
Eine positive Überraschung ist auch die Fahrleistung, erklärt Valentin Kiefel: „Die Kraft ist unglaublich. Ich spüre keinen Unterschied, ob ich mit oder ohne Beton losfahre. Der Elektroantrieb ist wahnsinnig stark.“ Tatsächlich ist die Beschleunigung, zum Beispiel an der Ampel oder nach einem Kreisverkehr, vergleichbar mit einem PKW – kein übliches „Ruckeln“ durch die Getriebeschaltung beim Anfahren. Der Fahrkomfort überrascht jeden LKW-Fahrer.
Der Putzmeister iONTRON nähert sich der Baustelle. Man hört Kinderstimmen vom Spielplatz – ältere Damen unterhalten sich direkt neben dem Bauzaun – kein Krach, kein Lärm. Nur ein leises Surren verrät, dass hier eine neue Technologie unterwegs ist. Und natürlich die Beklebung an der Seite und am Heck: 100% electric – 100% vollelektrisch ist der Putzmeister P9G Fahrmischer auf Deutschlands Straßen unterwegs.
Seit Mai 2023 ist Putzmeister auf europaweiter Tour mit dem eFahrmischer. Es geht los in Süddeutschland: Von Aichtal über Mannheim, an Frankfurt vorbei zur Autobahn A7, weiter nach Erfurt, gefolgt von Sauerland, Ostwestfalen und Rheinland … Ziel ist es, Vertrauen zu wecken: Die Maschine fährt – super – leise! Kein Prototyp – sondern ein ausgereiftes Baustellen-Fahrzeug. Die Radformel ist ganz klassisch: 8x4 mit zwei Lenkachsen vorne und zwei angetriebenen Hinterachsen. Der P9G Fahrmischer-Aufbau ist komplett Made in Germany – die Montage findet statt im Putzmeister-Werk in Aichtal. Mit 9 m3 Nennvolumen und 10,2 m3 Wassermaß entspricht die Trommelkapazität exakt einem üblichen Dieselmischer. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben darf der iONTRON rund 17 Tonnen zuladen. Daher beträgt die reale Transportkapazität etwa 7 m3 Beton.
Das Chassis stammt von der Putzmeister-Konzernmutter SANY, dem drittgrößten Baumaschinen-Hersteller der Welt. Die Energie wird in zehn Batteriepacks á 35 kWh gespeichert, die gut gelüftet in einem separaten Gehäuse hinter dem Fahrerhaus untergebracht sind. Die Bordspannung beträgt 600 Volt, die Batteriekapazität 350 kWh. Das entspricht etwa dem Heizwert von 36 Litern Diesel. Und die Reichweite?
Fahrer Valentin Kiefel zieht nach vier Beton-Touren in die Darmstädter Innenstadt eine erste Bilanz: „Normalerweise verbraucht ein Fahrmischer 45 bis 50 Liter Diesel auf 100 Kilometer. In dem neuen Fahrzeug steht der Verbrauch im Fahrer-Bildschirm: 171 Kilowattstunden haben wir heute verbraucht, bei 110 gefahrenen Kilometern und 25 Kubikmeter ausgeliefertem Beton. Das ist unglaublich, das schafft kein Dieselmischer.“ Zum Vergleich: 171 kWh entsprechen dem Heizwert von knapp 18 Litern Diesel.
Aufgrund der Rekuperation muss nur selten gebremst werden. Valentin fährt am liebsten in Stufe 1 oder 2, möglich sind bis zu 5 Stufen. Vor Kreisverkehren oder roten Ampeln reicht es aus, vom Strompedal zu gehen – das Fahrzeug „bremst“ harmonisch ab, gleichzeitig wird die Batterie neu aufgeladen. Ein Kreislauf. Die Fahrweise ist kultiviert, ruhig, angenehm.
Die Außentemperatur beträgt an dem Tag rund 18 bis 20 Grad Celsius. Regen fällt nicht. Ein Ladevorgang zwischen den Touren ist nicht nötig: Der eMischer kehrt zur Mischanlage mit exakt 51% Ladekapazität zurück, bei 110 gefahrenen Kilometern. Valentin Kiefel: „Der Mischer hätte heute noch locker ein bis zwei Touren fahren können, aber für heute reicht es.“
Zum Vergleich: Am Vortag fand die Autobahn-Überführung von Aichtal (südlich Stuttgart) nach Gernsheim statt, da hatte der Mischer eine Akkukapazität von 46% nach rund 180 gefahrenen Kilometern. Bei zurückhaltender Fahrweise und freier Strecke ist eine Leerfahrt von über 300 km möglich.
Kevin Eichele verantwortet bei Putzmeister die Markteinführung des vollelektrischen Mischers. Er weist darauf hin: „Die maximalen Kilometer hängen von der Außentemperatur, der Steigung, der Fahrweise und der Baustellensituation ab. Bei Leerfahrt rechnen wir mit einer maximalen Reichweite von über 300 Kilometern, und zwar ohne Ladevorgang zwischendurch. Im Arbeitseinsatz sind es real eher 150 Kilometer pro Tag. Diese Werte belegen wir in den kommenden Wochen im realen Einsatz.“
Eine saubere Sache ist auch der Ladevorgang: Nach dem Säubern und Abspritzen der Restbeton-Anhaftungen fährt der eMischer nahezu geräuschlos an die mobile Ladestation. Direkt unter dem Fahrerhaus befindet die Lademöglichkeit, hinter einer schwarzen Klappe geschützt. Valentin Kiefel steigt aus der Kabine, stellt den Startknopf von 0 auf 1, wartet kurz auf das Signal und steckt dann den CCS2-Stecker in eine der beiden Ladebuchsen unterhalb der Batterie. Die mobile Ladestation zieht sich den Strom über einen 63 Ampere Stecker, der mit der Trafostation am Platz verbunden ist. Sofern das Netz eine höhere Leistung ermöglicht, ist auch das Aufladen mit zwei Steckern möglich.
Bei 35 kW Ladeleistung lädt sich die Batterie mit ca. 10% pro Stunde auf. Abhängig vom Rest-Akku, beträgt die Ladezeit maximal 10 Stunden – eine ganze Nacht. Zum Schichtbeginn um 6 Uhr ist der Mischer voll geladen. Kein Dieselgestank an den Händen – keine lauten Fahrgeräusche – so entspannt kann der Feierabend beginnen.